Kann aus Nazaret etwas Gutes kommen? (Johannes 1, 46)

Das war eine der Fragen, mit denen sich die Themenreihe „An der Schwelle von Altem zu Neuem Bund“ des diesjährigen Bibelgesprächs – Themen und Bezüge unter der Leitung von Pfarrvikar Albert Reiner von Oktober bis Dezember 2024 näher beschäftigte. Als Heimat des im AT angekündigten Messias wird Betlehem genannt (Micha 5,1 und Matthäus 2,6), doch Jesus stammt aus Nazaret, ein völlig unbedeutender Ort, der sonst nirgends im AT oder NT vorkommt; archäologische Ausgrabungen zeigen nicht einmal ein Dorf mit Häusern, sondern nur mit ausgebauten Höhlen, weswegen auch Josef, der Ziehvater von Jesus, eher ein „Höhlenausbauer“, denn ein echter „Zimmermann“ gewesen sein dürfte. Kann also aus dieser Höhlensiedlung etwas kommen, auf dem der neue Bund zwischen Gott und den Menschen gegründet wird? Offenbar schon, denn für Gott ist nichts unmöglich, wie mehrfach in der Bibel zu lesen steht (vgl. u.a. Lukas 1, 37). Damit sich die messianische Prophezeiung dennoch erfüllt, wird Jesus von der Jungfrau Maria nicht in Nazaret, sondern in Betlehem geboren, in einem Stall, wo Maria das Neugeborene in eine Futterkrippe legt (Lukas 2, 4 – 7). Das Unbedeutende also ist das, was Gott erwählt. Kein Königspalast für den Sohn Gottes, über dessen Herkunft sich schon zu seinen Lebzeiten die Geister schieden: Jesus galt als Sohn Davids (Matthäus 1, 1), da Josef aus dem Geschlecht Davids stammte (Lukas 2,4). Doch war nicht Josef, sondern Gott sein Vater. Zudem hat Pfarrvikar Reiner uns beim Bibelgespräch im Dezember eröffnet, dass „Sohn Gottes“ im alten Israel in erster Linie ein Amtstitel war, den der jeweilige König erst im Moment der Inthronisation erhielt (vgl. u.a. Psalm 2,7). Doch bei Jesus ist wieder alles anders. Weltliche Verstehensprozesse greifen bei ihm nicht, er ist ein „König nicht von dieser Welt“, geboren von einer Jungfrau, die darauf gewartet hat, dass sich Gottes Verheißungen durch sie erfüllen. Maria ist also eine Schlüsselfigur an der Schwelle von Altem zu Neuem Bund, sie durchbricht das menschliche Geschehen mit der göttlichen Geburt Jesu. Damit alle Menschen erlöst sind, muss Gott Mensch werden, daher wird er „geboren von einer Frau“ (Galater 4,4).   ​

Herzlich willkommen zu weiteren spannenden Abenden mit Pfarrvikar Albert Reiner, an denen von konkreten Personen die Rede sein wird, die an der Schwelle von Altem zu Neuem Bund in der biblischen Überlieferung stehen:

13.2. 2025: Wunderkind Johannes
27.3.2025: Simeon und Hanna
24.4.2025: Der Anfang der Zeichen Jesu
22.5.2025: Die Botschaft des Täufers
26.6.2025: Maria, Mutter der Kirche

Ort: Pfarrgemeinde Wieden-Paulaner, 1040 Wien, Paulanergasse 6, Theresiensaal

Zeit: 19:30 – 21:00 Uhr

Iris Pioro